Held des Monats: Christian Streich und seine AfD-Kritik

Im März haben in Deutschland verschiedene Landtags- und Kommunalwahlen stattgefunden. Erschreckenderweise – aber nicht überraschend – erzielten einige rechtsorientierte Parteien gute Ergebnisse. Christian Streich entzog sich dieser Thematik nicht und forderte sogar seine Spieler auf, per Briefwahl zu wählen, um demokratiefeindlichen Parteien Einhalt zu gebieten.

Christian Streich war ein mittelmäßiger Fußballer. Von seinem ehemaligen Trainer Slobodan Čendić bekam er einmal gesagt: „Bist a langsame Schnecke und hast dünne Beine. Geh nach Hause und mach anständigen Beruf!“ Daran hielt er sich, holte sein Abitur nach und studierte Germanistik, Geschichte und Sport.

Heute ist Christian Streich, der Sohn einer Metzgerfamilie, bekannt dafür, nicht nur das Vorgesetzte durchzukauen, sondern auch mal über den Tellerrand des Profifußballs hinauszuschauen. Während in vielen Vereinen immer noch die Meinung vorherrscht, sich bloß nicht in andere Sachen einzumischen und keinerlei Kommentare zu Themen abseits des nächsten Gegners zu geben, hat sich Christian Streich bereits mehrfach zu kritischen Themen geäußert.

In seinen Aussagen, die oft bedacht, aber immer ehrlich sind, spricht er viele Dinge an, die ihn in seinem Alltag beschäftigen. Dabei hat er immer einen pädagogischen Ansatz und versucht seine Spieler, sowohl fußballerisch als auch menschlich ernst zu nehmen und weiterzubilden: „Eine Fußballmannschaft ist ein heterogenes System, die Spieler kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Kulturen. Ich finde es wichtig, wenn sie merken, dass ich mich für sie interessiere und nicht nur für ihre Ballannahme.“

Im vergangenen Jahr machte er sich für Flüchtlinge stark und versuchte den fremdenfeindlich eingestellten Menschen ihre größtenteils unbegründeten Ängste zu nehmen:

Alle diejenigen, die jetzt diese Ängste schüren, sind wahrscheinlich zu 80 bis 90 Prozent Menschen, die eine, zwei oder drei Generationen vorher selbst Flüchtlinge oder Vertriebene waren. Und die aus irgendwelchen Gegenden hierhergekommen sind. Aufgrund von Krieg, Arbeitslosigkeit oder Not. Wenn jeder von uns ein paar Generationen zurückgeht, dann hat er zu 80 bis 90 Prozent einen Migrationshintergrund. Irgendwann sind die Leute irgendwoher gekommen. Man war nicht immer da, wo man heute ist. Da muss man die Leute aufklären, wir waren alle mal Flüchtlinge.

Nach den alarmierenden Wahlergebnissen in Hessen und forderte er seine Spieler, Kollegen und die Fans des SC Freiburg auf, die Option Briefwahl wahrzunehmen, um „möglichst viele Stimmen abzugeben für demokratische Parteien und wir gegen diese unsägliche fremdenfeindliche- und gästefeindliche Politik einiger Parteien Stimmen sammeln können.“ Grund, der SC Freiburg hatte am Wahlsonntag ein Auswärtsspiel in Frankfurt und so würden viele den Weg ins Wahllokal nicht schaffen. Doch jede nicht abgegebene Stimme, stärkt die radikalen Parteien.

Respekt an Christian Streich, dass er seine Vorbildfunktion nicht nur auf seine Trainertätigkeit beschränkt. Denn, Fußball ist zwar die schönste Nebensache der Welt, aber es gibt einfach Wichtigeres.

Mirkchief

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