Tripreport Bremen/Hamburg: Ein „Fast-Spielabbruch“, der keiner war

Am 8. August war es endlich wieder soweit. Die Saison 2015/16 wurde mit der 1. Runde des DFB-Pokals eingeläutet. Für die Eintracht ging es zum Bremer SV, einem der größten Außenseiter des Teilnehmerfeldes. Ich entschied, das Wochenende bei Freunden in Hamburg zu verbringen und für das Spiel nach Bremen zu fahren. Also bestellte ich zwei Karten und wollte die Eintrachtfans aus dem Freundeskreis motivieren. Allerdings konnte oder wollte keiner die 500km-Reise für einen „sicheren“ Sieg antreten. Auch vor Ort waren die Freunde alle ausgeflogen. Zum Glück kam ein Studienkollege bereits am Samstagabend zurück und hinterließ mir den Schlüssel, damit ich am Freitag nicht in der Herbertstraße übernachten musste. Am Freitag machte ich mich aus Köln auf den Weg nach Hamburg, dank Mitfahrportalen war immerhin ein Chemnitz-Fan an Board. In Hamburg fuhr ich zufällig am Dom in St. Pauli vorbei und beschloss das Volksfest später aufzusuchen. Bei meiner Ankunft dort war es leider bereits gegen Mitternacht und die Stände begannen gerade zu schließen. So konnte ich bedauerlicherweise nicht mein Können an der Torwand demonstrieren. Nach einer Kola mit Eis am Hamburger Berg wanderte ich wieder zurück zur Wohnung, schließlich war ja morgen Matchday.

Nach Bremen fuhr ich mit dem Auto, Bahn war zu zeitintensiv und kostspielig. Außerdem konnte ich so auf der Rückfahrt meinen Kumpel und Wohnungssteller in Bremervörde abholen. Vor der Abfahrt nutzte ich noch kurz das Internetz, um mich über den Bremer SV zu informieren. Neben den zwei Spielern, die lieber Urlaub machten, gibt es eine weitere interessante und für den Bremer SV sehr bittere Geschichte. In den letzten Jahren scheiterte man mehrfach in der Relegation für die Regionalliga. Die Art und Weise, wie man sie diese Saison verpasste, reicht an die Grenzen der Rechtmäßigkeit. Aufgrund des Verzichts des Hamburger Oberligisten, wird die Aufstiegsrunde nur aus den Meistern der Oberligen Bremen (Bremer SV) und Schleswig-Holstein (TSV Schilksee) sowie dem Zweitplatzierten der Oberliga Niedersachsen (VfV Borussia 06 Hildesheim) als Dreierrunde mit 2 Aufsteigern ausgespielt. Der Bremer SV gewann das erste Spiel 2:1 und verlor das zweite in der selben Höhe. Somit konnten die anderen Teams im letzten Spiel den Aufstieg unter sich ausmachen. Ein 3:2 für Hildesheim würde den Aufstieg für beide, durch ein besseres Torverhältnis, bei absoluter Punktgleichheit, bedeuten. Drei mal dürft ihr raten, wie das Spiel ausgegangen ist. In der Schlussminute fiel das 3:2 für Hildesheim.

Die Fahrt nach Bremen verlief problemlos, wenngleich mir das Navigationssytem riet auf der Bundesstraße zu parken. Nachdem der richtige Parkplatz gefunden wurde ging es zu Fuß am Achterdieksee vorbei ins Stadion. Das Spiel wurde aus Sicherheitsgründen in die Heimstätte vom FC Oberneuland verlegt. Das Stadion dort ist ein besserer Sportplatz. Es gibt lediglich zwei kleine Sitzplatztribünen und die Stehplätze sind nur zwei Stufen hoch. Das Pokalspiel war relativ unspektakulär. Der Bremer SV spielte in der ersten Halbzeit erstaunlich gut mit und kam auch zu kleineren Tormöglichkeiten. Gegen etwas kaltschnäuzigere Gegner hätte das bestraft werden können. Insgesamt hatte die Eintracht dennoch die Überhand. Aber auch deutlich mehr Ballbesitz reichte in der ersten Halbzeit nur zu einem Treffer. In der zweiten Halbzeit konnte die Eintracht das Spiel relativ schnell entscheiden. Insgesamt war es eine dürftige Vorstellung, ohne Tempo und mit zu vielen Fehlern im Spielaufbau.

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Laut Polizeiangaben verlief das Spiel, sowie An- und Abreise absolut friedlich. Umso erstaunter war ich, auf kicker.de über einen „beinahe Spielabbruch“ zu lesen. Der angegebene Grund: Während dem Spiel wurde vermehrt an einem Zaun gerüttelt. Allerdings nicht um den Platz zu stürmen, da hätten sie nämlich auch einfach außen herum gehen können. Das Zaunrütteln sollte eher eine akustische Untermalung der Fangesänge sein, besonders passend zum Beispiel für das obligatorische „Hurra, Hurra, die Frankfurter sind da“. Eine ähnlich Situation spielt sich häufig im Fanbus oder Zug ab: Wenn gesungen wird klatscht man gegen die Scheibe. Den Sinn kann dir keiner erklären, da einfaches Klatschen eine ähnliche Lautstärke erzeugt, aber man macht es eben. In Gefahr gebracht hätten sich die Fans höchstens selbst, die Bremer befürchteten hingegen schlimmeres. Es folgten Durchsagen des Stadionsprechers das Rütteln zu unterlassen, doch man konnte diese beim besten Willen nicht verstehen, akustisch bedingt. Daher wurde erst nach der Halbzeit und Hinweisen der Ordner, das Rütteln unterlassen. Möglicherweise wurden dabei einige Frankfurter Anhänger des Blockes verwiesen, denn in der zweiten Halbzeit stellte die aktive Fanszene den Support überwiegend ein. Einen triftigen Grund für persönliche Strafen oder einen Spielabbruch konnte ich bei diesem Spiel jedoch beim besten Willen nicht ausmachen.

Auf dem Weg nach Hamburg sammelte ich meinen Gastgeber in Bremervörde ein. Für den Abend hatten wir eine gemütliche Kieztour geplant. Da wir die erste Bar, entgegen ursprünglichen Plänen, erst gegen 1:30 ansteuerten, kam die Idee auf, vielleicht doch noch den Fischmarkt aufzusuchen. Einige Etablissements später war das dann der Fall. Entsprechend gerädert kamen wir zuhause an und stellten uns zur Sicherheit den Wecker. Schließlich wollten wir um 14h zum Fußball gehen. Zur Auswahl stand ein Pokalspiel zwischen HSV Barmbeck Uhlenforst und SC Freiburg und mehrere Spiele der Oberliga Hamburg. Wir entschieden uns für Altona 93 in der Oberliga. Viel zu spät machten wir uns per Fahrrad auf den Weg und erreichten die Adolf-Jäger-Kampfbahn kurz vor Anpfiff.

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Das Stadion war ganz nett, das Spiel nicht. Etwa 500 Zuschauer sahen ein Spiel ohne wirkliche Torchance. In der 90. Minute erzielten die Gäste aus Rugenbergen den 1:0 Siegtreffer. Obwohl das Pokalspiel mehr Highlights zu bieten hatte (Freiburg gewann 5:0) bereute ich meine Wahl nicht. Wir genossen das perfekte Sommerwetter und hatten auch so unseren Spaß. Danach sollte ich unbedingt den Fischdöner auf der Schanze probieren. Jeder Gast wird dorthin geführt und die Reaktionen sind stets die selben. Zunächst wird die Zurechnungsfähigkeit des Vorschlaggebers hinterfragt und hinterher schmeckt es allen. Mir erging es genauso. Damit endetet das erste Fußballwochenende der Saison. Ich sammelte ein paar Mitfahrer ein und machte mich auf den Heimweg. Auf der Rückfahrt meldete sich der Jena-Fan, Carl Zeiss hat den HSV aus dem Pokal geworfen. Typisch!

Mirkchief

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