Tripreport Regensburg: Ein Spiel, zwei Stadien und ein-zwei Bier

Da ein guter Freund gerade ein Praktikum in Regensburg absolviert und uns die Stadt als ein Paradies in dem Bier wie Milch und Honig fließt beschrieb war ein Besuch selbstverständlich Pflicht. Passender Anlass sollte das Volksfest „Dult“ sein. Insgesamt erklärten sich sieben Bierliebhaber aus dem Freundeskreis für einen Besuch bereit. Als Termin wurde das letzte Augustwochenende gewählt. Glücklicherweise spielte am gleichen Wochenende auch Jahn Regensburg. Die Mannschaft wollte ich mir unbedingt ansehen, denn die Fanszene weiß immer wieder durch schöne Choreographien auf sich aufmerksam zu machen. Außerdem spielt Jahn Regensburg seit dieser Saison in einem neuen Stadion und mich interessiert wie es von den Fans angenommen wird.

An besagtem Wochenende treffen sie auf die SpVgg Bayreuth. Ein Duell zweier Studentenstädte, aber kein Derby wie mir erklärt wurde. Das Spiel war Freitagabend um 19 Uhr. Vorher wollte ich allerdings noch das alte Jahnstadion ansehen und fuhr daher schon gegen 11 Uhr in Wiesbaden los. Eine gute Entscheidung, denn der Verkehr wurde zunehmend schlimmer. Gegen 16 Uhr erreichte ich Regensburg und sollte damit eine Bestzeit hingelegt haben. Die anderen brauchten bis zu 7 Stunden für die eigentliche halb so lange Strecke. Bereits der erste Eindruck der Stadt war beeindruckend. Schöne alte Häuser und viel Wasser. Die Stadt trägt den Weltkulturerbe-Status also nicht zu unrecht. Kurzer Check-In im Hostel und ich machte mich auf den Weg in Richtung Jahnstadion.

Das Stadion liegt außerhalb der Altstadt, aber ist durch die Erweiterung der Stadt mittlerweile umringt von Wohnhäusern. Daher erfüllt es die aktuellen Anforderungen von DFB und DFL nicht mehr. Seit dieser Saison spielt man in einem neuen Stadion, besser gesagt natürlich eine Arena (inklusive Sponsorenname versteht sich). Dazu später mehr. Das ursprüngliche Jahnstadion wurde 1926 eröffnet, und seither kaum verändert. Es wurden lediglich einige Stahlrohrtribünen dazu gestellt, die teilweise schon wieder zurück gebaut wurden. Während den Olympischen Spielen war das Jahnstadion Austragungsort für sechs Spiele. Zuschauerrekord war 1950 mit 30.000 Zuschauern gegen Fürth, heute bietet das Stadion 12.500 Zuschauern Platz. Das letzte Spiel konnte 4:0 gegen Fortuna Köln gewonnen werden, doch da stand der Abstieg in die Regionalliga bereits fest. Ich ging eine Runde um das Jahnstadion herum und fand einen guten Platz für ein Foto. (Einen interessanten Nachruf zum Jahnstadion gibt es hier)

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Danach fuhr ich Richtung neues Stadion. Die Einweihung musste also in der Regionalliga Bayern stattfinden. Die ersten sieben Spiele wurden jedoch allesamt gewonnen und so könnte es mit dem direkten Wiederaufstieg klappen. Sofern man das Nadelöhr Relegation schafft, versteht sich. Das neue Stadion ist etwas komplett anderes. Es liegt wie für Arenen üblich direkt an der Autobahn und bietet neben dem weitläufigen Areal 15.000 Zuschauern auf ausschließlich überdachten Tribünen Platz. Zu Beginn der Saison musste sich der Verein Kritik der aktiven Fanszene bezüglich des Fanblocks anhören. Versprechen wurde nicht eingehalten und ein Trennzaun geht direkt durch die Mitte der Tribüne, was der Stimmung nicht unbedingt zugutekommt. Sonst hingegen ist man zufrieden, wie mir einige Fans bestätigten. Für fußballerisch höhere Ziele wird eine Arena als Notwendigkeit akzeptiert.

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Vor Anpfiff wurde der langjährige Fanvertreter verabschiedet und bekam neben dem obligatorischen Trikot auch noch ein Geschenk aus der Fankurve. Das Spiel selbst war für Regionalligaverhältnisse recht temporeich. Leider fehlte oftmals der letzte Pass für eine aussichtsreiche Torchance. Regensburg konnte trotz leichter Überlegenheit erstmalig nicht gewinnen. Der Support der Fanszene war trotzdem ordentlich, aber auch die wenigen Gäste waren mit dem Punkt zufrieden und feierten ihre Mannschaft kurz nach Abpfiff.

Nach dem Spiel ging es wieder zurück in die Altstadt, wo langsam die anderen Freunde eintrafen. Der Plan war den Abend locker in einigen der zahlreichen Kneipen ausklingen zu lassen. Das mit dem „locker“ klappte allerdings nicht ganz und so mussten wir den Weg zum Volksfest am nächsten Tag mit etwas Verspätung und körperlich wie auch zahlenmäßig dezimiert antreten. Der Freitag war dafür für einige umso lustiger. Die „Dult“ am Samstag war dennoch ein Erfolg und Grund genug einmal auf Bundesliga zu verzichten. Es ist ein typisch bayrisches Volksfest, aber deutlich entspannter als das Oktoberfest in München. Eine Maß kostet leider trotzdem das Gleiche. Gegen Mitternacht endete die „Dult“ und wir verabschiedeten uns nach und nach in Richtung Hostel oder Wohnung. Nur wenige schafften es wieder bis in die frühen Morgenstunden unterwegs zu sein. Etwas gerädert ging es Sonntagmittag wieder heim. Alles in allem ein sehr lohnenswertes Wochenende, auch wenn der Fußball nicht im Vordergrund stand.

Mirkchief

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