Vier Mal Kreisliga: Die Überdosis Amateurfußball

Aufmerksam wurde ich auf den TSV Solingen Aufderhöhe durch dessen Bewerbung beim „Spiel des Lebens“ von Sky. Der Verein reichte auf jeden Fall eines der lustigsten Videos ein und ist in Sachen Fanartikel besser aufgestellt als mancher Bundesligist. Am vergangenen Sonntag spielten beim TSV „Opdahüh“ alle drei Herrenmannschaften und die Damen hintereinander. Grund genug dem Verein einen Besuch abzustatten.

Zudem ist ein guter Freund gebürtiger Solinger, ehemaliges Vereinsmitglied und Edelfan. Wir beschlossen also den Fußballmarathon am 29. November zu besuchen, was ungewöhnlich frühes Aufstehen an einem Sonntag zur Folge hatte. Gegen 12 Uhr erreichten wir den Platz und konnten noch das Ende eines Jugendspiels ansehen. Zum Glück wussten wir nichts davon, sonst hätten wir selbstverständlich noch früher kommen müssen. Die Sportanlage befindet sich in einem Waldstück im Stadtteil Aufderhöhe, daher auch der Name. Es gibt nur einen Platz, der ist allerdings auch ein ordentlicher Kunstrasen.

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Nach und nach trudelten Zuschauer und Spieler der diversen Mannschaften ein und die kreisligaüblichen Fragen nach dem gestrigen Abend wurden gestellt. Die Spieler waren selbstverständlich alle früh im Bett. Langsam wurde auch das Vereinsheim geöffnet und der Grill aufgebaut. Wichtig, denn das mitgebrachte Kaltgetränk neigte sich dem Ende. Der Anpfiff verzögerte sich etwas, extreme Sicherheitskontrollen waren jedoch nicht der Auslöser.

Das erste Spiel das Tages bestritt die zweite Mannschaft gegen die ebenfalls zweite Mannschaft des VfB Solingen. Viele Fehler auf beiden Seiten führten zu wenigen Torraumszenen. Der 1:0 Siegtreffer der Gäste fiel nach einer Ecke. Auslöser war Rückpass, der ins Aus rollte, weil der Torwart  gerade einen Störball vom Feld beförderte. Bezeichnend für eine zähe Partie. Wir vertrieben uns die Zeit damit Lieblingsspieler auszusuchen. Beziehungsweise ich suchte mir Lieblingsspieler aus und fragte dann die Vereinskundigen nach ihrer Meinung. Bei der zweiten Mannschaft fielen der Torwart und ein Mittelfeldspieler besonders auf.

Das Spiel der ersten Mannschaft  gegen Tuspo Richrath hatte deutlich mehr Tempo und Torraumszenen zu bieten. Bereits nach kurzer Zeit lag man mit 2:0 in Führung, ich schaffte es jedoch bei beiden Toren entweder auf Toilette oder beim Bierholen gewesen zu sein. Die Heimmannschaft erzielte noch einen weiteren vermeintlichen Treffer, doch der Schiedsrichter sah den Ball nicht komplett über der Linie. Trainer und Zuschauer hatten natürlich eine andere Meinung. Dabei blieb es, bis Richrath etwa 10 Minuten vor Abpfiff der Anschluss gelang. Das schönste Tor des Tages habe ich dann glücklicherweise gesehen. Ein Distanzschuss ins Rechte obere Eck des gerade eingewechselten Stürmers von Opdahüh zum 3:1, der vermeintlichen Entscheidung. Direkt im Gegenzug gelang jedoch der erneute Anschluss. Wirklich brenzlig wurde es dann aber nicht mehr. Die ausgemachten Lieblingsspieler waren ein Mittelfeldspieler, der ohne Probleme als Sebastian Polter-Doppelgänger durchgehen würde und der zweifach erfolgreiche Stürmer.

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Jetzt folgten die Frauen. Hier fiel gefühlt jeder Eckball ins Tor und die Partie endete letztendlich 4:3 für Aufderhöhe. Sportlich konnte hier besonders die Nummer 7 auf dem rechten Flügel überzeugen. Die Aufmerksamkeitsspanne ließ allerdings langsam nach, was auch dem Glühwein geschuldet sein kann. Das Spiel der dritten Mannschaft wollte an diesem nasskalten Novembertag fast niemand mehr sehen. Auch bei uns machten sich Ermüdungserscheinungen breit. Im Vereinsheim war nur noch wenig los. Doch der regelmäßige Gang dorthin war unersetzlich, um sich irgendwie warmzuhalten. Im Fernseher lief Videotext mit den Bundesligaergebnissen, das 2:2 auf dem Platz ging fast unter. Einen Lieblingsspieler hatten wir dennoch. Ein Abwehrspieler hatte frappierende Ähnlichkeit mit einem gemeinsamen Bekannten und wurde deshalb auch nicht zu knapp mit Anfeuerungsrufen belegt.

Fazit: Zwei Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage, aber auch abseits der Partien wurde alles geboten, was die Kreisliga ausmacht. Ehrenamtliche Helfer, die Kuchen verkaufen, Trainer, die an der Seitenlinie verzweifeln, Zuschauer, die dem Schiedsrichter seinen Job erklären und Spieler die schwören, dass sie gestern rechtzeitig im Bett waren. Fußball ist eben in regelmäßigen Abständen immer wieder das gleiche, heute waren die Abstände einfach etwas kürzer.

Mirkchief

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